Kartografie

Alte Landkarten zu unserer Region

(Karten-Abbildungen siehe unten)

Die Landkarte Bremen-Verden von Görries um 1653

von Dr. Wolfgang Dörfler

Die älteste der topographisch genauen Karten unserer Region (des Elbe-Weser-Dreiecks) stammt von Johann Gorries. Schon Johann Heinrich Pratje hatte 1769 in seiner Zeitschrift Alte und Neues aus den Herzogthümern Bremen und Verden (Erster Band S. 144). auf diese Karte hingewiesen. Sie ist trotzdem in der Landeskunde wenig bekannt geworden. Ein stark verkleinerter Schwarzweiß-Nachdruck der Karte fand sich erstmals bei Walter von Horn Deichgeschichte der Weser-Aller-Winkels. Er teilte nicht mit, wo er die Karte eingesehen und kopiert hatte. In den Archiven bzw. Bibliotheken von Wolfenbüttel, Berlin, Hannover und Stade ist sie als Einzelblatt nicht verzeichnet. Ich habe die gedruckte Karte schließlich aus dem Handel erworben. Mein Exemplar der Karte ist undatierte. In der Kartusche wird erläutert, dass das Kartenblatt den oder die Ducatus Bremae & Ferdae zeigt und das Blatt von Ioanne Gorries Capitaneo Sveco Jussu Com. Ioan Christoph a Conigsmarck accuratissime dimensi & in tabulam redacti wurde. Es hat also der schwedischer Offizier Johann Gorries von Gorgas – wie er mit ganzem Titel heißt – „auf Befehl“ Johann Christoph von Königsmarcks die Karte sorgfälltig aufgemessen und zum Druck hergerichtet. Die Amtszeit des Johann Christoph von Königsmarck (1645-1663) lässt auf die Entstehungszeit der Karte rückschließen; im Handel wird die auf 1662 datiert, weil sie als altkolorierter Kupferstich aus dem (in diesem Jahr erschienenen) Atlas Major herausgegeben bei Blaeu entnommen wurde.

Henning Eichberg fand je ein Exemplar der Karte im Reichs- und im Kriegsarchiv Stockholm, wie er in seinem Buch von 1976 Militär und Technik. Schwedenfestungen des 17. Jahrhunderts in den Herzogtümern Bremen und Verden (S. 274) beschreibt; auch er brachte dort einen stark verkleinerter Nachdruck der Karte (S. 225). Die gedruckte Karte ist auch in der British Library London nachgewiesen (press mark: Additional MS.5027.a.7.). Dort ist sie auf das Jahr 1655 datiert und ein Fohlderbacher als Stecher genannt. Nach einer von Ernst Rudolf Jungclaus in seiner Dissertation bereits 1914 veröffentlichten Nachricht, wurde die Karte in den Jahren 1651-1652 aufgemessen und bei Bauew in Holland vervielfälltigt. Henning Eichberg ergänzte 1989 in seinem Buch Festung, Zentralmacht und Sozialgeometrie. Kriegsingenieurwesen des 17. Jahrhunderts in den Herzortümern Bremen und Verden (S. 128), dass Gorries 1653 in Schweden die Karte übergeben habe und dafür von Königin Christina 3000 Reichtaler erhalten habe.

Es fehlt der Karte die Grenze zwischen den Herzogtümern, was erklärt wäre, wenn man den Titel so deuten will, daß von nur einem Herzogtum gesprochen wird. Dem Wort ducatus (s.o.) ist leider nicht anzusehen, ob hier die Einzahl oder die Mehrzahl gemeint ist. Die äußeren Grenzen und die Topographie der Dörfer wurden auf dieser Karte erstaunlich korrekt wiedergegeben, was diese sie ganz erheblich von den anderen ihrer Zeit unterscheidet. Das lässt erkennen, welche Genauigkeit in der Landesvermessung bereits möglich war. Allerdings ist das Bild für den heutigen Betrachter gewöhnungsbedürftig, weil die Karte „geostet“ ist, d.h. die Elbe bildet den oberen und die Weser den unteren Kartenrand. Unsere Abbildung zeigt den südlichen Ausschnitt aus der Karte, mit den Ämtern Rotenburg und Verden, die allerdings als Verwaltungseinheiten auch nicht umgrenzt sind.

 Landkarte Bremen-Verden von Görries

Landkarte Bremen-Verden von Görries

 

Landkarte „Das Fürstentum Verden“ von Reilly

Landkarte „Das Fürstentum Verden“ von Reilly

Landkarte „Das Fürstentum Verden“ von Reilly

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